Zuerst veröffentlicht: 14. Oktober 2012
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Eine weitere mit Spannung erwartete Veranstaltung versammelte die exilierten Schriftstellerinnen Priya Basil und Véronique Tadjo, sowie den Blogger und Journalisten Tendai Tagarira, die sich gemeinsam mit dem wie eh und je versierten Peter Ripken über „Heimat und Exil – Afrikanische Literatur in der Diaspora“ unterhielten. Ripken ging wortgewaltig in medias res, indem er eine ganze Reihe von prominenten Zugänge zu diesem Themenkomplex referierte: Diese kleine Übersicht über die Debatte über afrikanische Exilliteratur reichte von Nuruddin Farahs „In praise of exile“, über den Vorwurf, die Exilautoren „had lost touch“ bis hin zur Frage, ob ein „afrikanischer Autor“ überhaupt in Englisch oder Französisch schreiben sollte, oder der paradoxen Debatte, ob eher Soyinka oder Achebe ein Beispiel für „authentische“ nigerianische Literatur wären.
Der angenehm auf Krawall gebürstete Tendai Tagrira sprang auch sofort auf den Zug auf und zeigte eine Interessante Kartenmontage von Kai Krause, die die Staaten Westeuropas, der USA, Chinas und Indiens in einer Weise arrangiert hat, die die „true size of Africa“ vorstellen soll. Nachdem er auf diese Weise das Bewusstsein des zahlreich erschienen Publikums von der kulturellen Vielfalt Afrikas geweckt hatte, stellte er gleich die Kategorie des „afrikanischen“ Schriftstellers infrage, die er als eine „glass cieling“ kategorisierte. Für ihn gäbe es keine „afrikanischen“ Schriftsteller, sondern nur Menschen. Dies konnte nun wiederum Frau Tedjo nicht auf sich sitzen lassen, die sich als stolze Afrikanerin zu dem Label „afrikanische Autorin“ bekannte (das im Übrigen nur Teil eines Trends auf dem Buchmarkt sei), während Frau Basil den Unterschied in der Literatur von Schriftstellerinnen mit afrikanischen Wurzeln zu ihren europäischen Kolleginnen darin ausmachte, dass sich deren Literatur stärker an einer oralen Tradition des Geschichtenerzählens orientiere. Und so entspannte sich eine muntere Debatte, die auch die Zuhörer merklich mitriss und eine Stunde Diskussion wie im Fluge vorbeigehen ließ. Dieses beendete die sehr eloquente Priya Basil mit einem schönen Zitat von Roberto Bolaño: „Every writer becomes an exiled simply by venturing intro literature. And every reader becomes an exile simply by opening a book.“