Neues Urteil für Ashraf Fayadh
Bittere «Gnade»
2011 wurde der Lyriker und Künstler Ashraf Fayadh in Saudiarabien wegen «Blasphemie» zum Tod verurteilt. Nach internationalen Protesten wurde das Verdikt nun durch ein kaum minder grausames ersetzt.
- 3.2.2016, 13:21 Uhr
Mitte Januar legte die Schriftstellerin Priya Basil in der NZZ ein engagiertes Plädoyer für den Dichter Ashraf Fayadh ab: Er war in Saudiarabien der Blasphemie und des Abfalls vom Glauben bezichtigt und dafür zum Tod durch Enthauptung verurteilt worden. Anlass des Artikels war eine weltweite Solidaritätsaktion, die mit Lesungen auf das unmenschliche Verdikt aufmerksam machen sollte. Nun erreicht uns die Nachricht, dass das Todesurteil aufgehoben ist. Eine Frohbotschaft, ein unverhoffter Sieg der Menschlichkeit? Nein. Das Gericht befand es für angemessen, Fayadh stattdessen zu acht Jahren Gefängnis und 800 Peitschenhieben, aufgeteilt auf 16 Züchtigungen, zu verurteilen; zudem soll der Dichter seine – von ihm stets bestrittenen – «blasphemischen» Äusserungen öffentlich widerrufen. Das ist nicht Gnade, sondern Zynismus pur.