Wie wird man anderen gerecht, ohne sich selbst zu verbiegen? Das fragen wir uns derzeit genauso wie jene, die neu in diesem Land sind.
Von Priya Basil
15. April 2016
Im Rahmen der "Wir machen das"-Veranstaltungsreihe "Begegnungsort Buchhandlung": Neuankömmlinge und Alteingesessene treffen aufeinander und tauschen ihre Geschichten aus. Fünfzehn Eindrücke von einem Abend in der Buchhandlung Thaer in Berlin
1. "Egoistisch ist nicht, wer darauf besteht, so zu leben, wie er möchte. Egoistisch ist, wer darauf besteht, dass alle so leben, wie er möchte." Diese Worte, vorgetragen in einem ruhigen, syrisch eingefärbten Englisch von Ferial Bergli, schallten durch die Buchhandlung Thaer. Sie brachen sich an den Regalen, rollten die Rücken von gebundenen und Taschenbüchern entlang, klangen den Zuhörern in den Ohren und hallten noch lange nach Ende der Veranstaltung in meinem Kopf wider. Diese beiden Sätze markieren ein existenzielles Dilemma: Wie wird man anderen gerecht, ohne sich selbst zu verbiegen? Ein Dilemma, in dem wir alle uns irgendwann wiederfinden, und mit dem manche, seitdem Tausende Neuankömmlinge unter uns leben, heftiger ringen als jemals zuvor.