Passwort Herzschlag
Von Priya Basil
Online ist Frontline: Das Internet säuselt den Menschen ständig verführerische Freiheit zu. Längst geht es mit uns ins Bett, bald wandert es unter unsere Haut. Wie wir mit der Despotie des Netzes umgehen.
Zuerst veröffentlicht: Tagesspiegel 9. August 2014
Es ist ausgesprochen menschlich, aus allem das Beste zu machen und Schlechtes zu ignorieren. Eine gesunde Beziehung gründet in der Fähigkeit, die harmlosen Fehler des anderen zu übersehen. Aber wenn der eine schwere Fehltritte des anderen nicht anzusprechen wagt, gerät die Beziehung aus dem Lot. Der Ehemann, der von den Affären seiner Frau nichts wissen will, die Eltern, die vor dem Drogenkonsum ihres Kindes die Augen verschließen, der Angestellte, der sich über die Schikanen seines Chefs ausschweigt: Sie alle rechtfertigen sich mit zuweilen bezwingenden Gründen: „Du verstehst das nicht“, kann man da etwa hören, „er/sie kann auch sehr nett sein."
Oder: „Von jetzt an wird alles besser.“ In der Psychologie nennt sich dies kognitive Verzerrung.